Der Baumlehrpfad

Unser Baumlehrpfad

Google Earth: Die Freie Waldorfschule Evinghausen und UmgebungAls unsere Schule vor 40 Jahren in der Bauernschaft Evinghausen gegründet wurde, hat man in weiser Voraussicht das Schulgelände so weiträumig konzipiert, dass ausreichend Platz für eventuelle Erweiterungen, Sportanlagen, Schulgarten, Spielflächen usw. vorhanden war.

Im Laufe der Jahre haben viele Eltern und Lehrer ihre Gestaltungsideen verwirklicht und überall Bäume und Sträucher gepflanzt. Unser Schulgelände erhielt so eine parkähnliche Struktur.

Die Idee, alle Bäume und Sträucher zu bestimmen und zu markieren, tauchte immer mal wieder auf. Im Jahr 2008 wurde, nachdem durch verschiedene Neubauten eine Neugestaltung des Außengeländes nötig wurde, eine Diplomarbeit im Bereich Landschaftsbau (FH Osnabrück) erstellt, die den vorhandenen Baum- und Strauchbestand komplett erfasst und kartiert hat. Von Schulseite wurden die Diplomanden gebeten, bei allen Ideen und Planungen die Anlage eines Waldlehrpfades mit zu berücksichtigen.

Geländeplan, Quelle: A. Köttker, S. Kröger (Diplomarbeit)

Es stellte sich heraus, dass es auf dem Schulgelände fast nur einheimische Baum- und Straucharten gibt, die dafür aber gleich mehrfach. So konnten wir nach pädagogischen Prinzipien die Bäume aussuchen, die für den Baumlehrpfad markiert werden sollten. Verwandte Arten, z. B. Berg-, Spitz- und Feldahorn, sollten zum Vergleichen in direkter Nähe zueinander stehen. Niedrigere Bäume haben den Vorteil, dass die Kinder leichter an die Blätter kommen. Für die einheimischen Nadelbäume wurde ein extra Platz ausgesucht, der in diesem Frühjahr neu bepflanzt wurde. Bei diesen Arten ist es besonders wichtig, dass die Kinder die Nadeln zum Vergleichen und Bestimmen in die Hände nehmen können. Die fehlenden Bäume wurden großzügig von einer Forstbaumschule gestiftet und sind von den Schülern gepflanzt worden.

Am Anfang gab es die Idee, die Beschilderung von einer 7. Klasse während ihres Forstpraktikums erstellen zu lassen. Das hat sich nicht als sehr praktikabel erwiesen, weil die Qualität der Texte und die optische Darstellung zu unterschiedlich waren.

Zur Hilfe kam uns eine Arbeit von Denise Feketitsch, einer Biologie an der PU Karlsruhe, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit eine Lernsoftware namens „Eikes Baumschule“ für den Primarschulbereich erstellt hat: Unter http://baum.bio-div.de/ (Laubbäume) bzw. http://bio-div.de/nbaum/ (Nadelbäume) können Schulen die kompletten Steckbriefe als PDF-Dokumente herunterladen, also jeweils einen vollständigen Bestimmungsschlüssel mit Texten und Bildern für jeden Baum. Weitere interessante Informationen finden sich unter http://www.feketitsch.de/.

Baumbestimmungsblatt Sommerlinde

Pro Baumart gibt es 5 farbige, für den Außenbereich laminierte DIN-A 4 Blätter, die wir mit einem Klappsystem an einer Platte mit Dach und Seitenschutz aus wetterfesten Siebdruckplatten befestigt haben. Dieser Schilderhintergrund wurde von unserem Werklehrer an der Schule gefertigt. Das oberste Blatt gibt einen bildlichen Überblick (Blatt, Blüte, Frucht, Wuchs) über die Baumart, die folgenden Blätter geben detailliertere Informationen.

Als Pfosten für unseren Baumlehrpfad verwendeten wir übrigens gespaltene Eichenpfähle mit Rinde, weil diese bald durch den Verwitterungsprozess Brutraum für die nützlichen Solitärinsekten bilden – so wird es an unserer Schule zusehends selbstverständlicher, die Idee der Nachhaltigkeit in ihren vielfältigen Facetten möglichst überall zu berücksichtigen.

Eichenpfosten für den Baumlehrpfad

Aber was nützt der schönste, ökologischste Baumlehrpfad, wenn ihn kein Schüler freiwillig anguckt?

Die große pädagogische Idee hinter der Anlage ist, Spielideen rund um den Baumlehrpfad zu entwickeln und zu sammeln und diese den Lehrern, angepasst an die verschiedenen Altersstufen, zur Verfügung zu stellen. Wir träumen von einem Aktenordner mit umweltpädagogischen Spielen und einer Materialkiste pro Klasse/Jahrgang, die die Lehrer für Vertretungsstunden ohne jegliche Vorbereitung benutzen können.

Baumlehrpfad: Traubenkirsche

Unter Anleitung unserer Biologielehrerin haben Realkundeschüler aus der Oberstufe schon begonnen, Unterrichtsmaterialien, angepasst an die verschiedenen Klassenstufen, zu erstellen. Die Eltern werden per Aufruf („Schreibt uns Eure schönste umweltpädagogische Spielidee!“) in unserem Wochenblatt mit eingebunden.

So eine Sammlung ist nie abgeschlossen und wird sicher von der Schulgemeinschaft über viele Jahre weiterentwickelt.

Zum Schluss wollen wir noch ein altes Spiel für Jedermann vorstellen, mit dem alle Kinder superschnell die Baumarten unterscheiden lernen:

Baum-Memory

Materialbedarf: 20-30 undurchsichtige, gleichfarbige Pappteller. und ein Waldlehrpfad.

Sammeln Sie von 10-15 Bäumen jeweils 2 gleiche Blätter und spielen Sie damit Memory auf dem Fußboden, indem Sie die ausgelegten Blätter mit den Papptellern abdecken. Eine Runde dürfen Sie normal zum Eingewöhnen spielen, in den folgenden Runden darf man die gleichen Blätter nur aufnehmen, wenn man die richtige Baumart benennen kann.

Probieren Sie es aus, es macht viel Spaß!

Helga Scholz, Bezirksförsterin

© 2012 Freie Waldorfschule Evinghausen