Projektevaluation aus Sicht von Vorstand und Projektgruppe

Projektevaluation aus Sicht von Vorstand und Projektgruppe

Als im Jahr 2004 Friedrich v. Hohmeyer (Schulvorstand) und Rolf Bruning (bäuerlicher Nachbar der Schule) im privaten Gespräch die Vision einer Versorgung der Schule mit Holzhackschnitzeln aus der Region entwarfen, ahnten sie nicht, welche Flut von kreativen Maßnahmen sie damit anstoßen würden: Gründung einer Projektgruppe, Förderung durch die DBU, ein umfassendes Konzept zur Energieversorgung und zu „nachhaltiger“ Bildung, Kooperationsanliegen, etc.

Dies alles wurde nach und nach durchdacht und mündete zwei Jahre später in einen 28-seitigen Förderantrag an die DBU. Die „erfahrbare Nachhaltigkeit“ hat sich an unserer Schule zu einer unendlichen Geschichte entwickelt, und im Laufe der Zeit wurden inzwischen wohl doppelt so viele Ideen zu diesem Thema (mündlich oder schriftlich) skizziert als schließlich ausgearbeitet bzw. umgesetzt werden konnten. Dennoch haben nicht nur die Planung sondern ebenso das Ergebnis nun Umfang und Qualität. Die innere Struktur und die Außenwirkung der Schule hat sich verbessert und der wirtschaftliche Erfolg des Projektes ist bemerkenswert.

Im vorliegenden Abschlussbericht liegt in den übrigen Kapiteln der Akzent auf der Darstellung dessen, was erreicht wurde. Hier sei nun auch auf einige Vorhaben eingegangen, die zwar geplant, aber nicht oder noch nicht gelungen sind. Es scheint, als ließen sich ausgehend von gerade diesen Aspekten die Perspektiven für die Zukunft gut beschreiben.

Was zunächst beim Überschauen des Gesamtprojektes ins Auge fällt, ist die Nicht-Einhaltung der geplanten Projektlaufzeit von zwei Jahren. Zwei Mal musste bei der DBU eine Verlängerung beantragt werden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zunächst muss eine deutliche Unterschätzung des Arbeitsaufwands eingestanden werden, der die Abarbeitung aller im Förderantrag genannten Maßnahmen erforderte. Außerdem wurde während der Projektlaufzeit ein Gebäudeausbau im Rahmen der Förderung von Ganztagsschulen begonnen, was viel Kraft abzog. Ein weiterer wichtiger Grund für Verzögerungen war die Entscheidung des Schulvorstands, sich vom Geschäftsführer Herrn Wilmers und dem Mitarbeiter Herrn Pommerening zu trennen. Dieser Schritt wurde nach reiflicher Überlegung vollzogen (aus Gründen, die das Bildungsprojekt nicht betrafen) wohl wissend, dass dadurch die verwaltungsmäßige Betreuung, die Koordination und somit auch die gesamte Fortführung des Projektes gefährdet war. Die Trennung von diesen Personen führte aber im Vorstand auch zu einem erstarkten Interesse und Verantwortungsgefühl für das Projekt und zu dem festen Willen, es mit neuen Kräften und vielleicht auch mit neuen Ideen fortzuführen.

Das Gefühl der Verantwortung, das aus der Erfahrung der Gefährdung des Erreichten hervorging, hält an. Die aktiven Personen in dem Projekt „Erfahrbare Nachhaltigkeit“ erklären sich bereit (über den offiziellen Förderzeitraum hinaus) die Umsetzung des Curriculums zur Nachhaltigkeit zu überwachen, die Kooperationen zu pflegen, das Thema Energiesparen an der Schule weiter zu verfolgen und die Öffentlichkeitsarbeit voran zu treiben. Sie haben aber auch gelernt, dass der Grundgedanke des Projektes offenbar stark genug ist, um personelle Wechsel zu überdauern. Grund genug, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, Rückschläge gelassen hin zu nehmen und auch offen für inhaltliche Veränderungen zu sein.

Ein wichtiges Vorhaben, das im Förderantrag genannt wurde, und innerhalb der Projektlaufzeit nicht erreicht werden konnte, betrifft die Anerkennung als UN-Dekade-Projekt. Die Bewerbung wurde sorgfältig durchgeführt. Schon bei der Konzeption des Vorhabens war darauf geachtet worden, die Kriterien für eine Auszeichnung erfüllen zu können. Dennoch wurde die Bewerbung abgelehnt. Eine Nachfrage beim Dekade-Büro ergab die Auskunft, das Projekt sei zu wenig innovativ. Insbesondere sei der Fokus zu eng auf die Umweltproblematik ausgerichtet. Es wurde empfohlen, sich noch einmal zu bewerben – als eine Schule, die sich in ihren Aktivitäten auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) eingestellt hat. Die Projektgruppe hat daraufhin mit der Waldorfschule Pforzheim Kontakt aufgenommen, die vor einiger Zeit eine Auszeichnung als Dekade-Projekt erhalten hat. Ergebnis der Gespräche: Auch die Bewerbung der Schule in Pforzheim ist zunächst abgelehnt worden. Zu einer Auszeichnung kam es erst, als bei der erneuten Bewerbung in der Projektbeschreibung darauf geachtet wurde, wirklich alle Aspekte des Nachhaltigkeitsbegriffes von BNE zu berücksichtigen und auf die Vernetzung der entsprechenden Schulaktivitäten besonders hinzuweisen.

Die Projektgruppe in Evinghausen fasst dies als Anregung auf, den Fokus der eingebundenen Teilprojekte zu überdenken. Die Schulstruktur würde weiter verbessert, wenn künftig nicht nur hauptsächlich Maßnahmen im Umweltbereich, sondern stärker auch die sozialen Aktivitäten durch eine einheitliche Präsentation vernetzt und gestärkt würden. Im traditionellen Lehrplan von Waldorfschulen sind viele Unterrichtselemente enthalten, die soziale Kompetenzen vermitteln: In der Arbeit an Theaterstücken, in der Eurythmie, in der Pflege des Orchesterspiels und im obligatorischen Praktikum in einer sozialen Einrichtung. Die Waldorfschule Evinghausen ist Gründungsmitglied des Vereins „Horizon international“e.V., der Auslandspraktika vermittelt. Außerdem gibt es mehrere Elterninitiativen, in denen für Entwicklungshilfe Geld gesammelt wird. Als Aktivitäten zur Förderung sozialer Nachhaltigkeit lassen sie sich in das Rahmenprojekt „Erfahrbare Nachhaltigkeit“ integrieren. (Bisher wurde dies nur in Ausnahmefällen vorgenommen, um die Förderung durch die DBU nicht zu gefährden.)

In der Schule würde somit in noch umfassenderer Weise ein Lernweg gestaltet werden, der in dem Bereich beginnt, für den im 16. Jahrhundert der Begriff der Nachhaltigkeit erfunden wurde – nämlich im Wald. Ausgehend von nachhaltiger Forstwirtschaft lernen die Beteiligten dann auch die anderen Bereiche kennen, auf die der Begriff im Laufe der letzten 400 Jahre angewendet wurde. Das heißt, unser Lernweg zur Nachhaltigkeit lässt die Geschichte des Begriffs zur Erfahrung werden und wird sich vielleicht gerade deswegen als besonders wirkungsvoll erweisen.

Als erster Schritt, der für die Einbindung weiterer sozialer Aktivitäten nötig ist, wird im Laufe des Jahres Kontakt mit den beteiligten Personen aufgenommen und Rückmeldungen zu dem geplanten Vorhaben eingeholt. Der Vorstand und die Projektgruppe blicken mit Spannung auf die weitere Entwicklung der „Erfahrbaren Nachhaltigkeit im Schulalltag durch regenerative Wärmeversorgung aus Wäldern der Region“ und werden der DBU von den Ergebnissen zu gegebener Zeit berichten.

Ludger Rehm          &        Dr. Peter Gronemann

für den Vorstand                                           für die Projektgruppe

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