Projektevaluation aus Sicht der Forstbetriebsgemeinschaft Engter

Projektevaluation aus Sicht der Forstbetriebsgemeinschaft Engter

Inmitten der Waldflächen der Forstbetriebsgemeinschaft Engter, bzw. der Bezirksförsterei liegt die Waldorfschule Evinghausen. Sie ist vor 40 Jahren aus der ehemaligen Dorfschule in Evinghausen entstanden und wurde von den Waldbesitzern in der Gemeinde mitbegründet. Die umliegenden Waldflächen waren immer schon die Basis für die vielfältigen Naturerfahrungen, die der Unterricht an der Waldorfschule vorsieht. Vor allem der sogenannte „Schulwald“, ein kleines Buchenwäldchen im Privatbesitz, das direkt an die Schulfläche angrenzt, wurde von Kindergarten und Unterstufe vielfältig genutzt.

Niemand weiß so gut wie die Landwirte und Waldbesitzer aus ihrer alltäglichen Arbeit mit der Natur, wie wichtig die Nachhaltigkeit für unsere Umwelt ist. Sie können nur ernten, wenn auch jemand vorher gesät oder gepflanzt hat egal ob auf dem Acker oder im Wald. Gleichzeitig wissen sie auch genau um die Schwierigkeiten, diesen Kreislauf wirtschaftlich und ökologisch aufrecht zu erhalten. Deshalb sind das Verständnis und die Bereitschaft für die Mitarbeit an dem Nachhaltigkeitsprojekt der Waldorfschule besonders groß.

Schon früher sind die Waldbesitzer in der Umgebung in einzelne pädagogische Projekte der Waldorfschule eingebunden gewesen, in dem sie ihre Flächen für Führungen, Spielveranstaltungen und Hüttenbau aus Naturmaterialien zur Verfügung gestellt haben oder Kronenteile bzw. einzelne Stämme für natürliche Spielbereiche auf dem Kindergarten- oder Schulgelände geliefert haben.

Ein weiterer Schwerpunkt war und ist das Landbaupraktikum, wo die Schüler der 9. Klassen die Schwere der Arbeit und die wirtschaftlichen Kreisläufe in den land- und forstwirtschaftlichen Betrieben der Umgebung kennenlernen können.

In den letzten Jahren sind noch einige andere Projekte hinzugekommen.

Bei den Eichhörnchentagen dürfen die Kinder in besonderen Laubholzbeständen, die normalerweise eine gesunde gute Mast (Fruchtanhang) haben, die Samen und Früchte sammeln, um sie z.B. in verlichteten Fichtenbeständen wieder einzugraben. Dabei lernen sie verschiedene Waldbilder kennen und erfahren etwas über deren Artenreichtum und die Stabilität. Gleichzeitig lernen sie aber auch, dass die Natur immer das letzte Wort hat. Wir können den Wald noch so gut pflegen, ein Sturm oder eine Borkenkäferkalamität kann schnell alles zerstören.

Im letzten Jahr mussten die Kinder sogar erleben, dass die von ihnen liebevoll und mühsam gesäten Bucheckern und Eicheln nicht aufgegangen sind, weil die Mäuse sie im Winter - warm und wohlbehütet unter dem Schnee - fast alle aufgefressen haben.

Auch das sind wertvolle Erfahrungen.

In der direkten Schulumgebung gibt es inzwischen mehrere kleine Waldflächen, die für pädagogische Pflanz- und Pflegeeinsätze zur Verfügung stehen. Eine Besonderheit ist natürlich der „Schulwald“, wo die Kinder über Jahre die Entwicklung ihrer kleinen Bäumchen vor Augen haben. Das nötige Pflanzmaterial wurde bislang immer von den Waldbesitzern gestiftet. Dem einen oder anderen Waldbesitzer bereitet es auch viel Freude, die Kinder bei den Einsätzen in ihrem Wald zu begleiten und zu unterstützen.

Wir säen, pflanzen, pflegen und läutern unseren Wald, um das Holz für unsere vielfältigen Bedürfnisse nutzen zu können. Aber die Arbeit im Wald ist schwer, gefährlich und sehr kostenintensiv. Bei vielen Pflegeeinsätzen lassen sich die Unkosten nicht durch den Holzverkauf decken. Durch den Bau der Hackschnitzelheizung an der Waldorfschule Evinghausen hat sich eine interessante Ertragsmöglichkeit für die Verwertung von Resthölzern ergeben, die z. B. bei der Pflege von Hecken und Windschutzstreifen, bei Verkehrssicherungshieben, bei den ersten Läuterungen, bei beginnenden Borkenkäfernestern oder bei den Flächenvorbereitungen für Neuanpflanzungen anfallen.

„Saubere Waldwirtschaft“ ist eine Grundvoraussetzung für eine optimale Borkenkäferbekämpfung und damit Grundlage für eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Das bedeutet, das wir einzelne Käferbäume, fängische oder befallene Resthölzer jetzt zeitnah vor dem Ausflug der Käfer hacken und verbrennen können und so eine weitere Ausbreitung vermeiden und den sonst nötigen Gifteinsatz verhindern können.

Zunehmend interessant für den Waldbesitz ist auch die Möglichkeit, die Kronen alter gefällter Bäume auf Flächen, die für eine Neubepflanzung vorbereitet werden, für die Heizung zu hacken, statt sie wie früher einfach schon im Wald zu verbrennen.

Die Möglichkeit der thermischen Verwertung von Resthölzern an der Waldorfschule ist inzwischen ein fester Bestandteil in der forstlichen Beratung der Bezirksförsterei Engter.

Die Waldbesitzer der Forstbetriebsgemeinschaft Engter freuen sich auf viele Jahre weiterhin so guter Zusammenarbeit.

Helga Scholz, Rolf Bruning & Heinrich Ballmann

© 2012 Freie Waldorfschule Evinghausen