Die Technik

Bericht Hackschnitzellieferant

Bericht Hackschnitzellieferant

Unser Hackschnitzellieferant im EinsatzInterview mit Rolf Bruning am 9.12.09

Herr Bruning kommentiert die Ausführungen zur Heizungseinstellung und Brennstoffqualität im Bericht Sperber (Kapitel 5.1 und 5.3) folgendermaßen:

Der Brennstoff wies durchaus die geforderte Qualität auf. Die Forderung bestand in der Erfüllung der ÖNORM, und diese wurde eingehalten. Tatsächlich wurde die Zusammensetzung der Resthölzer verändert. Aber die Veränderung war nicht das Ergebnis von Gesprächen über die Hackschnitzelqualität. Die Änderung der Zusammensetzung steht in keinem Zusammenhang mit den Störungen des Kessels, sondern ergab sich aus Überlegungen mit der Försterin, welche Restholzentnahme für den Wald ökologisch sinnvoll ist. Die Bestandteile, die zeitweise als störend für den Heizbetrieb angesehen wurden (z.B. Fichtennadeln) sind nach wie vor in den Häckseln enthalten, obwohl jetzt die Heizung funktioniert. Die Art der Trocknung wurde im Laufe der Zeit nicht verändert.

Die Heizungsbauer können und müssen die Heizung so einstellen, dass sie mit den Hackschnitzeln der hier vereinbarten Restholzverwertung einwandfrei laufen kann. Die Anfangsschwierigkeiten traten deswegen auf, weil die Normierung nur einen groben Anhaltspunkt für die Beschaffenheit der Häcksel darstellt. Die relativ lange Zeit, die für die Einstellung benötigt wurde, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Herstellerfirma doch nicht über eine so große Erfahrung mit der Verbrennung von Hackschnitzeln in großen Brennern verfügte, wie es zunächst den Anschein hatte. Man gewann den Eindruck, dass die Mitarbeiter eine geeignete Methode, die richtige Einstellung herauszufinden, erst an unseren Brennern erlernt haben.

Welche Hölzer werden als Resthölzer bezeichnet?

Das ökologische Konzept für die Hackschnitzelheizung der FWS Evinghausen sah von Anfang an vor, kein Holz aus dem normalen Wirtschaftskreislauf zu entnehmen, sondern Resthölzer aus dem Wald oder der freien Landschaft zu verwenden. Ein wichtiger Lieferant sind die Windschutzstreifen, die ja regelmäßig auf den Stock gesetzt werden müssen, um ihre windhemmende Wirkung zu behalten. Hierbei handelt es sich in der Regel um Pappel oder Erle inklusive begleitendem Strauchwerk. Bei diesen Maßnahmen anfallendes Stammholz wird zum Teil extra verkauft. Restkronen und Strauchwerk werden gehackt. Auf diese Weise können die angrenzenden Wege, Äcker oder Wiesen gleichzeitig gesäubert und wieder fahr- und bewirtschaftungsfähig gemacht werden.

Grundsätzlich sind alle Kleinstmengen an Holz interessant, die von niederer Qualität sind . Das können z.B. allein stehende Bäume an Straßen sein, die aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht (Bruch, Blitz, Fäule usw.) gefällt werden müssen, oder Holz vom Freischneiden des Lichtraumprofils bei privaten Wegen. Auch bei Fäll- und Pflegearbeiten in Gärten fällt hackfähiges Holz an.

Ein wichtiger ökologischer Trumpf ist die Zusammenarbeit mit der Försterei bei der Borkenkäferbekämpfung. Neue Borkenkäferlöcher fangen immer nur mit wenigen befallenen Bäumen an. Frisch befallenes Schwachholz oder die Kronen alter befallener Fichten oder Lärchen können zeitnah gehackt werden. Dadurch wird eine weitere Vermehrung der Borkenkäfer und ein Neubefall der Nachbarbestände verhindert. Außerdem wird eine ökologisch bedenkliche Bekämpfung mit Insektiziden unnötig. Der Befallsdruck durch die Borkenkäfer hat sich durch die gute Zusammenarbeit in Evinghausen schon deutlich verringert.

In Zukunft werden auch die Läuterungen (incl. Feinerschließung) der in den letzten Jahren angelegten Laubholzkulturen an Bedeutung gewinnen. Um gerades, gesundes und starkes Holz zu erziehen, müssen die Bestände immer wieder durchforstet werden, d. h. bedrängende Bäume schlechterer Qualität entnommen werden, um den Zukunftsbäumen Raum zu geben. Das bei den ersten Läuterungen und Durchforstungen anfallende Holz ist noch nicht sägefähig und damit sehr gut für die thermische Nutzung geeignet.

Wie wird der Preis für die Hackschnitzel gebildet?

Er setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Vertragsgemäß wird der Lieferant nach gelieferter Wärmemenge bezahlt. Die Abhängigkeit vom Ölpreis wird durch die Vereinbarungen in den Hintergrund gestellt, im Vordergrund steht die Kostendeckung für beide Vertragspartner. Eine völlige Unabhängigkeit vom aktuellen Ölpreis ist nicht möglich. Er spielt z.B. dann eine Rolle, wenn Holzknappheit besteht und Hackschnitzel zugekauft werden müssen. Das ist aber im Moment nicht der Fall. Zur Zeit kann so viel Restholz aus den Wäldern geholt werden, dass außer der Waldorfschule und der Johannesschule in Evinghausen noch andere Kunden beliefert werden.

Der Preis beruht also einmal auf der Wärmemenge, hinzu kommen 4€ für Transport und Lagerung pro Schüttraummeter und die Kosten für das Hacken. Diese letzte Komponente ist sehr variabel. Sie hängt ab von der Stärke des Holzes, von der Holzart und von den Poltern, d.h. von der Art, wie das Holz im Wald zurechtgelegt worden ist. Wenn das Beschicken des Hackers mühsam ist (weil z.B. das Holz ungünstig liegt) verteuert dies den Preis für den Schüttraummeter, weil sich die Herstellungszeit verlängert. Aufgrund der beschriebenen Variablen schwankt der Preis für das Hacken zwischen 5€ und 14€ pro Schüttraummeter. Diese Schwankungen treffen die Schule aber nicht unmittelbar, weil sie z.T. an den jeweiligen Waldbesitzer weitergegeben werden, der das Holz zum Häckseln zur Verfügung stellt. Außerdem wird aus den Kosten der verschiedenen Häckseleinsätze im Laufe eines Jahres ein mittlerer Preis gebildet, der dann in die Abrechnung mit der Schule eingeht.

Die Abrechnung und eine Aktualisierung des Hackschnitzelpreises erfolgt einmal im Jahr. Hierfür trifft sich der Lieferant mit einem Vertreter der Projektgruppe und der Geschäftsführung zu einem Verhandlungsgespräch. Die Fairness in der Verhandlung setzt voraus, dass man auch im Vorfeld offen mit einander spricht. Dies ist hier durchaus der Fall. Die Kommunikation zwischen Schule und Lieferanten ist ausgezeichnet. Über das vertraglich festgehaltene Engagement hinaus beteiligt sich der Lieferant an der Heizungsbetreuung, an Heizungsvorführungen und an Schüleraktionen im Wald.

Welche regelmäßigen Wartungsarbeiten führen Sie durch?

Im Winter muss alle 14 Tage der Bunker neu befüllt werden (bei Tagestemperaturen um 7°C), wenn es kälter wird, wöchentlich. Die Aschentonnen werden alle drei Wochen gelehrt.

Hackschnitzelherstellung

Die Befüllung mit Hackschnitzeln ist sehr bequem, da die Schule ein Unterflursilo gebaut hat. Die Anhänger können einfach bis an den Rand der Öffnung gefahren und abgekippt werden. Noch effizienter könnte man arbeiten, wenn die Befüllungsklappe mittig über den Bunker gesetzt worden wäre und nicht an den vorderen Rand. Bei der hier vorliegenden Bauweise verteilen sich die hinein geschütteten Hackschnitzel nicht ganz gleichmäßig im Bunker und ein Teil des Vorratsraumes bleibt ungenutzt. Es können nun bei einer Befüllung drei Anhänger à 17m³ abgekippt werden, bei mittiger Einfüllung wären es 10m³ mehr.

Welche Hinweise können Sie Waldbauern geben, die sich mit der Gewinnung von Hackschnitzeln ein neues finanzielles Standbein einrichten möchten?

Zu Beginn wendet man sich am besten an einen Lohnunternehmer, der verschiedene Hackergrößen besitzt. Mit gemieteten Maschinen sammelt man zunächst Erfahrungen im Umgang mit der Technik, mit dem Holzeinzug, der Maschinenleistung und dem Zeitaufwand des Häckselns. Nach einer gewissen Zeit kann man dann die Investition in eine eigene Maschine riskieren.

Zur Sicherung einer optimalen Trocknung wird bei uns zuerst gehackt und dann getrocknet. Die Trocknung erfolgt auf einer einfachen Siloplatte (z.B. 12x30m). Dort werden die Häcksel zu einer spitzen Miete aufgeschüttet und mit einem atmungsaktiven Flies abgedeckt. Es setzt dann eine Erwärmung ein, durch die sich das Hackgut erwärmt, so dass die Feuchte durch das Flies austritt. Nach ca. sieben Monaten sind die Hackschnitzel wieder abgekühlt und können dann in der Heizung als Brennstoff verwendet werden. Bei dieser Art der Trocknung (biologische Trocknung) entstehen nach Angabe von Fachliteratur 5-10% Verluste.

Nach einiger Zeit wurde bei uns die Siloplatte überdacht. Dadurch können die Häcksel leichter abgefahren werden, und ein Flies ist nicht mehr nötig. Es ist wichtig, dass die Platte nicht ummauert wird. Der Wind muss ständig an die Miete heran können.

Im Winter muss der Lieferant seine

Versorgungs- und Entsorgungsaufgaben wirklich regelmäßig erfüllen können. Sicherheitshalber wurde für die Belieferung in Evinghausen Lars Bruning als Vertreter eingearbeitet.

Dr. Peter Gronemann, Helga Scholz


Hackschnitzelherstellung

Hackschnitzel werden bevorzugt aus anderweitig nicht nutzbarem Holz hergestellt. Beispielsweise müssen Wallhecken von Zeit zu Zeit auf Stock geschnitten werden, um ihre Windschutzfunktion nicht zu verlieren.

Hier ist es ein Erlenwindschutzstreifen, der zurückgeschnitten wird, damit er neu austreiben kann.

Bisher konnten bei der Pflege von Hecken allenfalls die Stämme sinnvoll verwertet werden. Der Rest musste von den Landwirten ohne finanziellen Nutzen entsorgt werden und fand höchstens für das Osterfeuer Verwendung.

Jetzt rufen die Landwirte unseren Lieferanten Herrn Bruning, der mit seinem mobilen Häcksler alles anfallende Holz direkt vor Ort zu Hackschnitzeln verarbeitet. Der Häcksler verarbeitet Geäst ebenso wie ganze Stämme. Das Resultat sind einerseits die Hackschnitzel, die nur noch getrocknet werden müssen und andererseits eine fertig auf Stock geschnittene Wallhecke, die wieder neu austreiben kann.

Die Hackschnitzel werden dann in ein Trockensilo gefahren, wo sie durch die bei der einsetzenden Verrottung entstehende Eigenwärme trocknen.

Nach einer Lagerzeit von ungefähr einem Jahr Lagerung werden die Hackschnitzel mit einer Restfeuchte von circa 20 % zur Schule transportiert. Dort werden sie in den 60 Kubikmeter großen Bunker gefüllt.

Über zwei Förderschnecken werden die Hackschnitzel schließlich in die beiden Brenner transportiert.

© 2012 Freie Waldorfschule Evinghausen